Lust auf Sex: Männer und Frauen
- Laila Schläfli

- 27. März
- 3 Min. Lesezeit

Stand der Forschung
Wie viel Lust jemand auf Sex hat wird unter anderem daran gemessen, wie oft diese Person an Sex denkt, wie häufig sie Sex intiiert, oder mit welcher Wahrscheinlichkeit sie zu einem spontanen Sex-Angebot zusagt. Neuere Forschungsergebnisse «messen» zwar nach wie vor ein stärkeres sexuelles Verlangen beim Mann, liefern aber vermehrt mögliche soziale Ursachen dafür. Zum Beispiel bei den «casual sex»-Angeboten: Frauen würden öfter zu spontanem Sex zusagen, wenn sie wüssten, dass der Sex, den sie kriegen, sich lohnen würde. Oder wenn die körperliche Unterlegenheit, und die damit einhergehende potenzielle Gefahr, inexistent wäre. Dass Männer vermehrt Sex initiieren, könnte auch an den gesellschaftlichen Erwartungen liegen. Stichwort: Rollenbilder und Geschlechterstereotypen. Übrigens: Männer denken tatsächlich öfter an Sex als Frauen. Männer denken aber auch mehr an Hunger oder Müdigkeit.
Sexuelle Erziehung
Jungs lernen durch das Pinkeln ihr Geschlecht schambefreit zu berühren. Meist entwickeln sie dabei einen gesunden Stolz auf ihren Penis und haben dadurch einen Startvorteil gegenüber den Mädchen, was die Rate der Selbstbefriedigung betrifft. Positiv verstärkend ist für die Jungs zusätzlich die sexuelle Erziehung: Masturbation wird bei Jungs mehr toleriert als bei Mädchen. Durch die fehlende Selbstexploration erleben die Mädchen ihre Vagina meistens zuerst negativ: mit der 1. Menstruation, dem 1.Gynäkolog*innen-Besuch, oder dem ersten Sex. Zudem wird bei Mädchen das Thema «Sex» mehr mit Negativem assoziiert: «Achtung vor Schwangerschaft!», «Achtung vor Krankheiten!», «Achtung, es wird wehtun!».
Das erste Mal
So gehen Mädchen tendenziell negativer, ängstlicher und schambehafteter an die Sexualität heran als Jungs. Denkt man den Gedanken noch weiter, ist es logisch, warum sich daraus bei Jungs ein «Lust auf mehr» leichter entwickelt als bei Mädchen: Zum Zeitpunkt des ersten Mals kennen Jungs ihren Penis viel besser als die Mädchen ihre Vulva und Vagina. Jungs wissen also, welche Berührungen und Bewegungen sich geil anfühlen – und versuchen diese körperlichen Empfindungen im Paarsex zu reproduzieren. Und durch die vermehrt sexpositive Erziehung gehen sie mit einem positiveren Mindset an die Sache ran. All dies führt schliesslich dazu, dass Jungs das erste Mal mit höherer Wahrscheinlichkeit als etwas Positives erleben als Mädchen. Und was gut war, möchte man wieder....
Das waren nur drei der möglichen Faktoren, welche die sexuelle Lust beeinflussen können. Wenn dich weitere Faktoren interessieren, komm in meinen Workshop zu weiblicher Lust :-)
Quellen:
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Conley, Terry D., Klein, Verena (2022): Women Get Worse Sex: A Confound in the Explanation of Gender Differences in Sexuality. In: Perspectives on Psychological Science, Vol. 17(4), S. 960 – 978. Sagepub.com.
Dawson, Samantha J., Chivers, Meredith L. (2014): Gender Differences and Similarities in Sexual Desire. In: Current Sex. Health Report (2014), Nr. 6: S.211 – 219. Springer Verlag.
Conley, Terry D., Moors, Amy C., Matsick, Jes L., Ziegler, Ali, Valentine, Brandon A. (2011): Women, Men and the Bedroom: Methodological and Conceptual Insights That Narrow, Reframe, and Eliminate Gender Differences in Sexuality. Current Directions in Psychological Science, 20(5), 296 – 300.
Conley, Terri D., Rubin, Jennifer D., Matsick, Jes L., Ziegler, Ali, Moors, Amy C. (2014): Proposer gender, pleasure, and danger in casual sex offers among bisexual women and men. In: Journal of Experimental Social Psychology, Nr. 55, S. 80 – 88.
Klein, V., & Conley, T. D. (2022). The Role of Gendered Entitlement in Understanding Inequality in the Bedroom. Social Psychological and Personality Science, 13(6), 1047–1057.
Rubin, Jennifer D., Conley, Terry D., Klein, Verena, Liu, Jie, Lehane, Christine M., Dammeyer, Jesper (2019): A cross-national examination of sexual desire: The roles of ‘gendered cultural scripts’ and ‘sexual pleasure’ in predicting heterosexual women's desire for sex. Personality and Individual Differences, Volume 151, S. 1 – 10. Elsevier Science Ltd.
Petersen, J. L., & Hyde, J. S. (2010). A meta-analytic review of research on gender differences in sexuality, 1993–2007. Psychological Bulletin, 136(1), 21–38.

Ich nehme an, dass die Frau (das Mädchen) von Natur aus (oder auch aus Erziehung) verantwortungsvoller und vorausschauender agiert, nicht nur bezüglich Konsequenzen, sondern auch hinsichtlich dem Gefühl von romantischer Liebe, deren Vorhandensein auf die Probe gestellt werden darf.